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Du schaffst das

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Es ist 6:00 Uhr am Morgen, mein Wecker klingelt und reißt mich aus dem Schlaf. Schon wieder Montag. Schon wieder ist das Wochenende zu Ende und ich muss zur Schule. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich schon ein mulmiges Gefühl im Bauch. Eigentlich möchte ich da überhaupt gar nicht mehr hin. Da ist dieser eine Junge, mit seiner Clique. Jedes Mal habe ich das Gefühl, dass sie über mich lachen, wenn ich an ihnen vorbeigehe. Und da sind diese Mädchen, die mich immer von oben bis unten mustern und bestimmt über meine Klamotten lästern. Ich glaube, dass da niemand ist, der mich so wirklich mag. Und dann ist da auch noch dieser Lehrer, der mich immer aufruft, auch wenn ich mich gar nicht melde. Nur um mich vor allen bloß zu stellen, denke ich. Dabei fällt mir Mathe einfach nicht so einfach wie anderen, aber ich bemühe mich doch. Aber es reicht nicht, ich kann es einfach nicht. Bestimmt schreibt er heute wieder einen Test. Dabei habe ich doch noch nicht mal die Hausaufgaben von der letzten Stunde verstanden. Und dann schreibe ich eine schlechte Note, über die er sich sicher freut. Dann haben alle wieder einen Grund sich über mich lustig zu machen.

Ich mache mich fertig und gehe in die Küche. Frühstücken tue ich aber nichts, mir ist ganz flau im Magen vor lauter Angst in die Schule zu gehen.

Ich steige in den Bus, es sind fast alle Sitzplätze besetzt. Als ich einen letzten freien Platz finde und mich setzen will, legt das Mädchen daneben ihre Tasche auf den Sitz. Das hat sie bestimmt mit Absicht gemacht, weil sie nicht neben mir sitzen möchte.

Angekommen in der Schule betrete ich meinen Klassenraum. Ein paar von meinen Mitschülern sind schon da, aber keiner begrüßt mich. Ich schaue niemanden an, aber bestimmt starren sie alle zu mir. Ich höre Gelächter hinter mir, das ist bestimmt gegen mich gerichtet.

Die erste Stunde beginnt. Mathe. Wir schreiben zum Glück keinen Test, aber es kommt noch viel schlimmer. Wir korrigieren die Hausaufgaben und ich soll die erste Aufgabe an der Tafel vorrechnen. Das war ja klar, mein Lehrer hat es total auf mich abgesehen und möchte mich vor allen anderen bloßstellen. Mir bleibt ein Kloß im Hals stecken und ich spüre meinen eigenen Körper vor Angst nicht mehr. Man hört mein Herzschlag sicher bis in die letzte Reihe. Mein Lehrer fordert mich ein zweites Mal auf und ich stehe langsam auf. Hinter meinem Rücken wird bestimmt schon über mich gelästert. Der Weg zur Tafel kommt mir ewig vor.

Doch dann geschieht etwas Unerwartetes. Als ich an der vordersten Reihe vorbei gehe, höre ich, wie jemand leise sagt: "Du schaffst das!". Ich konnte die Stimme nicht zuordnen, wollte mich aber auch nicht umdrehen. Du schaffst das! ICH schaffe das? Wie das klingt. Ich gehe die Worte immer wieder im Kopf durch… Wieso eigentlich nicht? Was ist, wenn ich es wirklich schaffe? Dann könnte ich es endlich allen einmal zeigen. Ich spüre wie mein Körper sich beruhigt und ich wieder klare Gedanken fassen kann. Ich stelle mich vor die Tafel und betrachte meine Notizen. Plötzlich sehe ich die Aufgabe mit ganz anderen Augen und erkenne meinen Fehler, weshalb ich nicht auf die Lösung kam. Ich schreibe meinen neuen Rechenweg an die Tafel und tatsächlich komme ich auf die richtige Lösung. Mein Lehrer lächelt mich an und lobt mich. Ein Lob? Ich spüre ein großes Lächeln in meinem Gesicht. Vielleicht wollte er mich ja gar nicht damit bestrafen, sondern hat an mich geglaubt und wollte mich herausfordern. Ich setze mich wieder hin und betrachte die Tafel. Das da habe ich gemacht, ganz alleine. Ich habe es geschafft. Und mein Lehrer hat gewusst, dass ich es schaffe. Und mein Mitschüler hat gewusst, dass ich es schaffe. Warum habe ich selber nicht daran geglaubt?

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